At the last VCFB 2020 I moderated an event on “Technology Museums and Collectors: Question Time“. The event was held in German because the event related to the situation in Germany (i.e. German museums and Collectors). The rest of this post is the German FAQ that resulted from that event.
Technikmuseen und Sammler: Eine Fragestunde: Die FAQ
Zusammengestellt von Fritz Hohl (fritz@mosaik-stuttgart.de)
Es kommt die Zeit, da sich ein Techniksammler fragt, ob seine Sammlung nicht größeren Zwecken als nur der Befriedigung des eigenen Sammlertriebs dienen kann. Es gibt doch Museen, und ist deren Zweck nicht die Volksbildung? Man könnte die Sammlung doch einem Museum spenden, die wären bestimmt froh, zumindest die seltenen Stücke zu bekommen…
Im Rahmen des (virtuellen) Vintage Computing Festivals Berlin 2020 fand am 11.10.2020 ein Workshop mit dem Titel “Technikmuseen und Sammler: Eine Fragestunde” statt.
Ziel dieses Workshops war es herauszufinden, wie Technikmuseen arbeiten und was die Rahmenbedingungen für deren Arbeit sind, um es so Computersammlern zu ermöglichen abzuschätzen, wie Sie mit Technikmuseen interagieren können. Dies sollte durch Fragen an einige Kuratoren in Rahmen eines Workshops erreicht werden.
Aus diesem Workshop sollte dann die FAQ, die ihr gerade lest, erstellt werden, um die wichtigsten Fragen und Antworten zu dokumentieren, ohne daß einzelne Kuratoren auf einzelne Antworten festgenagelt werden können und so in Gefahr gewesen wären, unverbindlich zu antworten oder sich eine Antwort museumspolitisch absegnen zu lassen. Daher wurde die Veranstaltung auch nicht aufgezeichnet. Diese FAQ gibt daher ausschließlich die Meinung des Moderators wieder, die sich in einzelnen Fällen mit den Meinungen einzelner Workshopteilnehmer überschneiden kann, aber nicht muß.
Auf dem VCFB 2020 gab es darüber hinaus auch noch drei (aufgezeichnete) Vorträge von Museen, die
sich und ihre Konzepte und Prozesse vorgestellt haben, und die für die Leserin dieser FAQ von
besonderem Interesse sein könnten:
Wie sammeln wir als Museum Computer oder wie kommt ein Brotkasten ins Haus?
von Dr. Christian Berg, Heinz Nixdorf MuseumsForum
Computer sammeln im Museum: Die Informatiksammlung des Deutschen Technikmuseums
von Eva Kudrass, Deutsches Technikmuseum
Führung durch das Oldenburger Computer-Museum
von Thiemo Eddiks, Oldenburger Computer-Museum
Die folgenden Kuratoren haben am Workshop teilgenommen:
- Dr. Carola Dahlke (Kuratorin für Informatik und Kryptologie, Deutsches Museum)
- Thiemo Eddiks (1. Vorsitzender OCM e.V., Oldenburger Computer-Museum)
- Eva Kudrass (Leiterin des Sammlungsbereichs Mathematik und Informatik, Deutsches Technikmuseum)
- Dr. Jochen Viehoff (Geschäftsführer, Heinz Nixdorf Museumsforum)
Moderation: Dr. Fritz Hohl (Blog www.randoc.wordpress.com)
Ein Ergebnis des Workshops war die Einsicht, daß die vier vertretenen Museen drei verschiedene
Typen von Museen repräsentieren.
Einrichtungen öffentlichen Rechts
Dazu gehören z.B. das Deutsche Museum und das Deutsche Technikmuseum Berlin.
Solche Institutionen können z.B. keine Objekte aus ihrer Sammlung verkaufen.
GmbHs
Dazu gehört das Heinz Nixdorf MuseumsForum. Alle Sammlungsobjekte gehören der GmbH, die damit natürlich auch frei entscheiden kann, was sie damit macht.
Museen in privater Trägerschaft
Dazu gehört das Oldenburger Computermuseum. Diese Museen haben keine einheitliche Trägerstruktur.
Beim Oldenburger Computermuseum z.B. sind alle Objekte jeweils Privateigentum einzelner Sammler, aber es gibt einen Verein, der das Museum betreibt. Deshalb können dort auch die einzelnen Sammler entscheiden, Stücke einzukaufen oder zu verkaufen.
Fragen und Antworten
Q: Was sind die Kriterien, die entscheiden, ob sich ein Museum für einen Computer interessiert?
A: Die privaten Museen entscheiden darüber individuell.
Die öffentlichen Museen haben u.a. folgende Kriterien:
- brauche ich das Stück für die nächste Ausstellung?
- tendenziell: je kleiner, desto lieber
- passt das Stück in mein Sammlungskonzept?
- funktioniert das Stück?
- kommt es mit Software?
- ist zu dem Stück auch eine Nutzungsgeschichte dokumentiert? Zunehmend sammeln Museen nicht mehr nur Objekte und stellen sie aus, sondern wollen anhand der Objekte ein Stück Sozialgeschichte vermitteln. Alles Material, das mit dem Objekt mitkommt und diese Geschichte erzählt (und vor allem, wenn diese Geschichte relevant ist), macht ein Objekt interessanter
Q: Woher bekommen Museen Stücke?
A: Dazu können wir uns ansehen, was eines der Museen über 2019 berichtet hat.
Es hat 150 Angebote erhalten, 139 Schenkungsangebote und 11 Kaufangebote. Von diesen hat es 6 Schenkungen angenommen und 2 Stücke gekauft. Von diesen Stücken hat es eines nach 2-3 Monaten in die Ausstellung geschafft (weil es eine ungewöhnliche historische Bedeutung hat).
Q: Wie hoch ist das typische Ankaufsbudget?
A: Das Budget ist für den Informatikbereich bei verschiedenen Museen unterschiedlich und liegt typischerweise zwischen 1000€ und 4000€/Jahr. Nein, nicht pro Stück, für alles zusammen.
Man sollte dabei die langfristigen Kosten für die Museen nicht vergessen, über den Daumen gepeilt sind diese 5 – 10 Mal so teuer wie der Kaufpreis des Objektes.
Q: Wieviel Stücke sind im Depot?
A: Die Museen haben typischerweise im Informatikbereich zwischen 4000 und 25000 Exponate, wobei ein Museum etwa 20% der Exponate im Ausstellungsbereich hat und 80% im Depot. Dieses Verhältnis ist bei verschiedenen Museen unterschiedlich.
Q: Wieviel Platz ist noch im Depot?
A: Bei allen Museen liegt der Füllstand in ihren Depots bei etwa 120%…
Q: Kann ich ein Museumsstück kaufen?
A: Von öffentlich-rechtlichen Museen auf keinen Fall. Bei anderen Museumsformen muß das nicht ausgeschlossen sein, ist es aber in der Praxis (zu deutsch: Nein).
Q: Kann ich ein Museumsstück tauschen?
A: Im Prinzip ist das möglich, beschränkt sich aber bei öffentlichen Museen auf andere Museen als Tauschpartner.
Q: Ich möchte meine Sammlung an ein Museum schenken, geht das?
A: Aus dem obigen geht bereits hervor, daß ein Museum typischerweise keinen Platz hat, und auch nicht mit der Bürde einer Mischung aus Schrott, Dubletten, und interessanten Geräten kämpfen will. Museen werden sehr gerne gefragt, ob sie sich für eine Schenkung interessieren, möchten sich aber die Geräte, die sie haben wollen, aussuchen. Die Einrichtungen öffentlichen Rechts sind zur Einhaltung ihrer Sammlungskonzepte angehalten und können daher nicht frei über eine Annahme einer größeren Sammlung entscheiden.
Q: Ich möchte, daß das Museum meine Sammlung als Sammlung ausstellt, geht das?
A: Nein. Vielleicht, wenn mit der Sammlung auch genug Geld mitkommt, die Sammlung zu lagern, aufzubereiten, zu inventarisieren, zu unterhalten und auszustellen…
Q: Wo kann ich mich darüber informieren, was ein Museum im Depot hat?
A: Zwei Museen nutzen Museum Digital (https://www.museum-digital.de/) um einige Stücke zu präsentieren, das sind aber eher der kleinere Teil. Intern benutzen zwei Museen die Software MuseumPlus, ein Museum eine selbst erstellte Datenbank. Diese internen Verzeichnisse sind nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Die Hürden, diese Daten der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen sind rechtlicher Art (Rechte an Bildern) und Mangel an Humanressourcen, auch wenn die Museen das eigentlich gut finden würden.
Q: Kann ein Technikmuseum meinen Computer schätzen?
A: Nein. Ist weder deren Aufgabe noch deren Stärke.
Q: Was machen Museen mit den Stücken, die sie bekommen, zuerst?
A: Verschiedene Museen gehen hier verschieden vor. Die einen nehmen v.a. alle Batterien und Akkus heraus, die anderen geben sie direkt ins Depot, bei wieder anderen hängt das vom Alter und der Seltenheit des Stückes ab. Restaurierungsforschung ist in diesem Bereich ein aktives Forschungsgebiet.
Q: Helfen Euch Ehrenamtliche?
A: Den meisten Museen helfen Ehrenamtliche, auch wenn manchmal das Problem besteht, die richtigen zu finden bzw. solche, die gut als Gruppe harmonieren. Nur das HNF darf aufgrund ihrer Rechtsform keine Ehrenamtlichen einsetzen.